Pedro Meier - Der Himmel über UTOPIA
Ein Interview mit Autor und Multimedia Artist Pedro Meier über Poesie und über sein aktuelles Buch »Der Himmel über UTOPIA«, geführt in Niederbipp alias Amrain, Ende August 2024. Die Fragen, dieser Transkription (Auszug) eines mündlich geführten Interviews, stellte Pierroz Vitaltransformer.
Bevor wir über dein Gedichtband »Der Himmel über UTOPIA« sprechen, hätte ich da eine grundsätzliche Frage zur Lyrik: Gib uns doch bitte eine kleine Einführung in die Welt des lyrischen Schaffens. Welche Kriterien muss ein Gedicht deiner Ansicht nach erfüllen, damit es ein gutes Gedicht ist?
Ja, schwierige Frage – Vielleicht ist wichtig, wenn man Gedichte schreibt, dass man hunderte, ja vielleicht sogar tausende Gedichte vorher gelesen hat, dass man irgendwie in den Flow hinein kommt und weiss, was Gedichte sind.
Gedichte kommen natürlich von der Antike her, von Sappho und früher. Gedichte sind Konzentrate von Gedanken, sind zum Teil nur Worte, sind Assoziationen. Gedichte erklären nicht. Gedichte werfen vielleicht mit Worten, werfen Gedanken auf, die dann beim Leser oder beim Zuhörer andere Welten imaginieren.
Wie überprüfst du deine Gedichte, ob sie was taugen oder nicht?
Das beginnt natürlich schon beim Niederschreiben. Man weiss schon bevor man schreibt oder wenn man Worte auswählt zum Schreiben, weiss man natürlich bereits: das Wort ist nichts wert oder in dem Zusammenhang nichts wert oder ist ein abgedroschenes Wort.
Hast du dir einen eigenen Stil erarbeitet, gibt es da Entscheidungen, eigene Spielregeln? Ich mache das so und so und so nicht, diese Stilmittel verwende ich, diese nicht?
Sicher. – Aber das kommt aber durch die Erfahrung. Ich zum Beispiel, ich weiss genau, dass man von schönen Sonnenuntergängen oder von wellenden Meeren und so weiter..., das ist sehr gefährlich. Es ist sowieso gefährlich, dass es kitschig wird – ein Gedicht muss Sec sein.
Ich komme ja eigentlich aus der amerikanischen Lyrik, aus der so genannten Beat-Generation, und die hat damals mit all den Traditionen gebrochen, auch Alltagssituationen zum Gedicht erklärt. Ein Autofriedhof kann lyrisch sein, eine Autobahn kann lyrisch sein, ein Traktor wird zum Gedicht erklärt – nicht wie in der deutschen Romantik, wo man einfach gesagt hat, ein Mörike oder so, das Gedicht muss dem Wald, der Wiese und der Seele entsprechen. Mit dem hat man gebrochen, mit dieser Seeweise habe ich gebrochen. – Die amerikanische Literatur hat mich geprägt – Namen wie Lawrence Ferlinghetti, Jack Kerouac, William S. Burroughs, Allen Ginsberg, William Carlos Williams waren wichtig für mich. Natürlich auch jede Menge andere Namen, das geht von Rafael Alberti, über Pablo Neruda, zu Fernando Pessoa, Dylan Thomas, Eugenio Montale, bis hin zu Vladimir Nabokov etc. etc.
Nun, dann zu deinem aktuellen Buch »Der Himmel über UTOPIA«, wie ist es entstanden?
»Der Himmel über UTOPIA« ist eigentlich eine Auswahl von vielleicht 4 bis 5 Jahren Gedichte. Da kommt dann das Auswählen, ein Gedichtband sollte dann auch irgendwie eine Einheit haben – und wir haben dann uns entschieden für den Titel »Der Himmel über UTOPIA«.
Nach welchen Kriterien hast du zu den Polaroids früherer New-York Reisen die Gedichte ausgewählt, und was war eigentlich zuerst, die Lyrik oder die Bilder?
Es sind eigentlich zwei verschiedene Disziplinen, man fotografiert und man schreibt. Klar, im Kopf läuft es ähnlich ab, ist aber in der Umsetzung ganz anders. Das eine ist Fotografieren, das heisst: man drückt auf den Knopf und die Landschaft ist da. Das Gedicht muss man erarbeiten mit einzelnen Worten und dann versuchen das Gedicht zu gliedern mit Anfang und Ende, was alles in der Fotografie auf einen Schlag schon da ist.
Bei der Fotografie ist einfach das Kriterium vom Auslesen: Ist jetzt dieser Ausschnitt, den ich da fotografiere, passt das zu mir, ist das das, was ich aussagen will. Die Fotografie ist quasi ein Ready Made. Dann, die Gegenüberstellung: die meisten Gedichtbände haben keine Illustrationen. Illustrationen sind eigentlich heute verpönt in Büchern. In Romanen sieht man selten Bilder, das war früher nicht so. (…)
In meinem Fall ist das Bild eine Paraphrase, eine Erweiterung zum Gedicht. Das Polaroid von New York, reizt oder löst beim Betrachter Erinnerungen aus – oder Assoziationen, und das Gedicht dann sowieso, das Gedicht ist dann abstrakter, aber ich finde diese Gegenüberstellung, wie man so schön sagt in Anführungszeichen reizvoll oder überraschend. Es artet dann aus in ein sogenanntes Gesamtkunstwerk.
Nebenbei: würdest du gerne wieder einmal nach New York, nach Amerika reisen? Egal ob ja oder nein, sag mir deine Beweggründe.
Ja, Amerika ist natürlich eindeutig ein Heimwehland. UTOPIA liegt in Amerika, eindeutig und klar, trotz der brutalen Geschichte. Die Europäer gingen ja nach Amerika und haben alle Indianer tot geschlagen. Das ist natürlich schon eine schlimme Sache, aber Amerika ist: man muss aufbrechen und weit übers Meer fahren und kommt dann in einen unwahrscheinlich riesigen Kontinent mit enormen Prärien und Steppen und Flüssen, und Amerika ist eigentlich quasi das einzige Land auf der Welt, wo wirklich noch die anarchische Freiheit herrscht.
Was denkst du: gibt es für die amerikanischen Bürger diesen amerikanischen Traum noch?
Ich nehme an, ja ich glaube schon, weil es gibt sehr viele Amerikaner, die wirklich dieses Riesenland und diese Molochs von Städten auch schätzen. Von New York über New Orleans, Los Angeles, das sind unwahrscheinlich tolle Städte, das ist einmalig auf der Welt.
Service Public: Verwende folgenden Link, um das vollständige Interview zu lesen // Autor & Multimedia Artist Pedro Meier Webseite //Pedro Meier bei Wikipedia / Pedro Meier bei Echo Kollektiv // Pedro Meier beim Kulturmagazin Vitaltransformer //»Der Himmel über UTOPIA« Gedichte und Polaroids, Rezension bei Vitaltransformer, bei Kunstjournalistin Eva Burfeind // Pedro Meier »Das UTOPIA -Interview« und »Der Himmel über UTOPIA« eine Buch-Vorschau bei Youtube // Autor Pedro Meier und sein Buch »Der Himmel über UTOPIA« beim Caracol Verlag // Alle Bildbeiträge sind von Vitaltransformer ausser dem verwendeten Polaroid »Pedro Meier – New York Subway Skyline Manhattan 2008«. Dieses wurde mit der freundlichen Genehmigung des Autors verwendet.