Tim Freitag - Brick By Brick
Tim Freitag hat mit »Brick By Brick« einmal mehr einen souveränen Popsong abgeliefert. Sehr hervorragend komponiert, arrangiert, gespielt und produziert.
»Brick By Brick« ist simpel & einfach ein Ohrenschmaus. Soundet warm und weich, groovt vom ersten Ton weg und die Kanten, die heften sich an die Off's der Gitarre, mal an die Bass-Slaps, mal an ein Fingerschnippen - und alles ist immer grade dort, wo's hingehört.
Ich sehe die Steine am Bachgrund dahinrollen, sich rundschleifen - schnipp und weg ist der Song. Da gibts nur eins: nochmals vorne rein und dann wieder und wieder...
Der Song »Brick By Brick« erzählt den Prozess einer Loslösung - und wenn wir den Sänger als Protagonisten einsetzen - aus der Perspektive eines Sohnes. Er erzählt auch die ersten Schritte eines selbstständigen Handelns in einer Welt, in die man ja ungefragt hineingeworfen wurde.
Der Song beginnt mit der Frage: »Father tell me - Where did I go wrong« - da ich bin mir gar nicht so sicher, ob unsere Väter die richtigen Adressaten sind, um Fragen zu stellen und Hoffnungen zu hinterlegen. Denn diese Eltern-Kind Beziehungen, die sind ja -nebst der eigenen Existenz- nicht aus freien Stücken zustande gekommen. Das sollte man vielleicht nicht ganz ausser acht lassen. Hilft auch bei deren Relativierung.
Somit ist auch der Zweifel geweckt, ob man denn diese Wege unserer Väter weiter beschreiten soll oder vielleicht doch besser nicht. Den die haben uns ja an den Punkt geführt wo wir grade sind und so topp ist der nun ja auch wieder nicht, oder? Diese Fragezeichen schwingen schon auch ein wenig im Text mit, spätestens dann wenn es heisst: »What we leave - Is somebody‘s tomorrow«
Von einem Weg der Mütter kann ja, -so armselig es auch ist- durch das sich immer noch hartnäckig haltende Patriarchat, kaum gesprochen werden. Der führt meistens noch immer nur in die Waschküche oder als Gratispflegepersonal ans Krankenbett der Grosseltern, was auch nicht wirklich zielführend ist...
Persönlich setze ich darum ganz klar auf die Suche nach Alternativen. Es gibt nur wenig Motive, um noch in der gängigen Art Ziegelstein auf Ziegelstein zu setzen. Es müssten ohnehin nicht gebrannte Ziegel sein, eine Hütte aus Lehm tät' es auch...
Noch eine Bemerkung zur Songzeile »What we are - Is in our sons and daughters«. Solche Verdikte sind problematisch. Abhilfe dazu schaffte bereits vor vielen Jahren der Existenzial-Philosoph Jean Paul Sartre mit: Es kommt nicht darauf an, was man aus uns gemacht hat, sondern darauf, was wir aus dem machen, was man aus uns gemacht hat.
So let us riding high & waving goodbye... ...es grüsst euch verständnisvoll, euer oller D.T.Koller
Lesetipp für Verwegene: Brief an den Vater von Franz Kafka
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